3D-Drucker für den Hausgebrauch
Schokolade, Schmuck oder die Einzelteile für ein ganzes Haus - die 3D-Drucktechnik befindet sich zwar noch in den Kinderschuhen, doch schon heute gibt es kaum etwas, was sich nicht mithilfe eines 3D-Druckers herstellen lässt. Zwar werden Objektdrucker hauptsächlich im industriellen Bereich eingesetzt, aber immer mehr Geräte halten Einzug in private Haushalte. Denn inzwischen bieten viele Hersteller erschwingliche 3D-Drucker für den Hausgebrauch an, mit denen jeder zum Produzenten werden kann.
Daten zum Anfassen
Einsteigermodelle wie der Da Vinci Junior von XYZprinting sind bereits ab einem Preis von 400 Euro zu haben. Der Mini Fabrikator von HobbyKing mit einer Fläche von nur 15 Zentimeter im Quadrat und einer Höhe von 22 Zentimeter ist sogar schon für 160 Euro erhältlich und eignet sich damit besonders gut für Anfänger. Eine höhere Druckqualität versprechen Objektdrucker aus dem oberen Preissegment wie der Conrad Renkforce RF1000 für circa 1.500 Euro oder der Formlabs Form 1+ für knapp 3.400 Euro. Die Mehrheit der 3D-Drucker für den privaten Gebrauch funktionieren nach dem Schichtschmelzverfahren, dem sogenannten Fused Deposition Modeling (FDM). Dabei wird ein Material wie Kunststoff geschmolzen und durch eine Düse nach unten auf eine Druckplatte gedrückt. So entsteht Schicht für Schicht ein dreidimensionales Abbild der digitalen Druckvorlage. Die meisten verwendbaren Kunststoffe bestehen aus ABS (Kunststoff aus Erdöl) oder PLA (Bio-Kunststoff aus Pflanzen) und sind als Filamente auf Spulen erhältlich. Abhängig von der Art des Filaments variieren die Preise für eine Spule zwischen 25 und 70 Euro. Auch andere Materialien lassen sich zum Drucken verwenden, wie zum Beispiel Sand, Gips, Zucker, Metall oder sogar Schokolade. Die Firma Chocedge bietet bereits einen Schoko-Drucker für rund 3.000 Euro an. Das Unternehmen Filabot setzt dagegen auf Nachhaltigkeit anstatt auf Süßes - es entwickelte einen Drucker, der sich mit Plastikabfällen füttern lässt.
Druckst Du noch oder produzierst Du schon?
Was zunächst von vielen als nette Spielerei verschrien wurde, entpuppt sich als nützliches Werkzeug im Alltag. Denn mit einem 3D-Drucker kann man schnell und einfach dringend benötigte Ersatzteile selbst herstellen, beispielsweise für eine abgebrochene Fernbedienung oder Türgriffe für den Kleiderschrank. Einige Produzenten bieten bereits Druckvorlagen für die Ersatzteile ihrer Produkte an, die gegen eine Gebühr von der Internetseite des Herstellers heruntergeladen werden können. Ebenso lassen sich mit einem 3D-Drucker individuelle Gebrauchsgegenstände wie Besteck, Teller und Becher produzieren. So kann man sich seine eigene Weihnachtsdeko ausdrucken, individuelle Smartphone-Hüllen anfertigen oder seine persönliche Schmuck-Kollektion kreieren. Mit der richtigen Software lassen sich Druckvorlagen am heimischen Computer ganz leicht selbst entwerfen.
Wem die Anschaffung eines eigenen Druckers zu teuer ist, aber dennoch einen dreidimensionalen Ausdruck benötigt, der kann auch ein sogenanntes Fab Lab wie das GarageLab in Düsseldorf aufsuchen. Auch in anderen deutschen Großstädten wie Berlin, Hamburg oder München gibt es bereits solche Einrichtungen. Fab Labs funktionieren wie ein CopyShop. Der Kunde kann dort gegen eine geringe Gebühr zusammen mit entsprechend geschultem Personal an einem 3D-Drucker arbeiten. Einige Firmen bieten auch die Möglichkeit an, einen gewünschten Ausdruck über das Internet zu bestellen. Mit einer Software wie SketchUp kann man eine Druckvorlage am eignen Rechner erstellen und anschließend den Druck bei einem Anbieter wie makeyourproduct.com in Auftrag geben.
Kurioses aus dem Drucker
Die Möglichkeiten des 3D-Drucks scheinen unbegrenzt. So hat der Ingenieur Jim Kor mit mehreren überdimensionalen Druckern tatsächlich die kompletten Einzelteile eines Autos ausgedruckt und zusammengebaut. Sein Urbee 2 ist ein Zweisitzer mit Hybridantrieb und schafft angeblich sogar eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h bei einem Gewicht von nur 600 Kilogramm. Doch es geht auch noch größer: Die Firma WinSun aus China hat mit einem sechs Meter hohen Drucker die Einzelteile für ein zweistöckiges Haus mit 1.100 Quadratmetern Wohnfläche ausgedruckt. Mittlerweile hat die Firma 77 Patente im Bereich der additiven Fertigung angemeldet und produziert neben Häuserteilen auch individuelle Möbel. Selbstverständlich kann man auch ein Abbild von sich selbst anfertigen lassen. Auch hier ist China Vorreiter. Das Unternehmen inka3d bietet lebensgroße Abbilder des eigenen Körpers an. Hierzu wird zunächst der Körper des Kunden gescannt und anschließend gedruckt. Ganz billig ist dieses dreidimensionale Spiegelbild allerdings nicht. Die Kosten für solch ein Konterfei belaufen sich etwa auf 20.000 Euro. Günstiger ist dagegen ein Abbild im Action-Figuren-Format, wie es schon einige Supermärkte in den USA anbieten.
Besonders für die Medizin eröffnen 3D-Drucker ganz neue Optionen. Ein Forscher-Ehepaar aus den USA gelang es bereits 2011, einen Knochendrucker zu entwerfen, der aus Knochenersatzmaterial künstliche Knochen ausdruckt. Damit können individuelle Knochen angefertigt werden, die Menschen durch einen Unfall oder eine Krankheit verloren haben. Sobald der künstliche Knochen implantiert wurde, sollen menschliche Knochenzellen in den Kunstknochen wandern und den zuvor ausgedruckten Knochen Stück für Stück abbauen. Noch ist dieses Verfahren nicht für die Verwendung an Menschen zugelassen, Tierversuche sind aber vielversprechend. Weltweit wird darüber hinaus nach Methoden geforscht, die es ermöglichen, menschliche Organe mithilfe eines 3D-Druckers zu erzeugen.