Bitcoins und virtuelle Währungen: Das Geheimnis des digitalen Goldes
Es war 2008, die Finanzkrise hatte das Vertrauen in das Bankensystem erschüttert. Da veröffentlichte ein Unbekannter, der sich Satoshi Nakamoto nannte, die Idee einer Währung, die ohne Banken und ohne staatliche Zentralbank auskommen sollte. Das neue Währungs- und Zahlungssystem sollte – ähnlich wie Filesharing – auf einem Peer-to-Peer-Netzwerk beruhen. Die Idee des Bitcoins war geboren.
Wie funktionieren Bitcoins grundsätzlich?
Bitcoin ist eine Kryptowährung, also ein Geldsystem, das auf kryptographischen, also verschlüsselten, Prinzipien aufbaut. Die digitale Bezahleinheit ist dezentral ausgelegt, es gibt keine Bank, keinen Staat und auch keine andere Einrichtung, die das Geldsystem kontrolliert oder die Geldeinheiten verwaltet.
Die Teilnehmer von Bitcoin tauschen sich stattdessen über ein P2P-Netzwerk aus. Von sogenannten Minern werden Überweisungen mittels einer Verschlüsselungsmethode verifiziert. Jeder kann sich die Software kostenlos herunterladen und diese gratis nutzen, Überweisungsgebühren sind damit passé. Und: Mit Bitcoin dauern Überweisungen nur zehn Minuten bis eine Stunde! Bitcoins lassen sich auf verschiedenen spezialisierten Online-Marktplätzen kaufen und verkaufen. Derzeit ist ein Bitcoin rund 560 Euro wert (Bitcoin.de, Stand: 01.08.2016), wobei die Wechselkurse variieren.
Die Blockchain – das Gedächtnis von Bitcoin
Ähnliche Ideen hatte es bereits früher gegeben. Ungelöst war aber das Problem, wie sich die Teilnehmer eines solchen Netzes ohne zentrale Autorität einigen können, welche Transaktionen berechtigt sind und welche nicht. Satoshi Nakamoto fand die Lösung: die Blockchain (Blockkette). Die Blockchain ist eine verteilte Datenbank, die alle Transaktionen des Bitcoin-Netzwerks speichert. Sie besteht aus einzelnen Datenblöcken, die eine Vielzahl von Transaktionen enthalten. Die meisten Teilnehmer haben eine vollständige Kopie der Blockchain auf ihrem Rechner.
Die Datenblöcke werden in einem automatisierten Verfahren geschaffen, das sich Mining ("Schürfen") nennt. Miner prüfen die Transaktionen anderer Nutzer und integrieren sie in einen Block. Dabei müssen sie einen Proof of Work (Arbeitsbeweis) erbringen. Dieser besteht darin, eine rechenintensive kryptografische Aufgabe zu lösen. Wer als Erster die Lösung gefunden hat, sendet den Block an die anderen Teilnehmer. Ist die Lösung richtig (im Gegensatz zur Berechnung ist die Überprüfung einfach), hängen diese den Block an die bestehenden Blöcke ihrer Blockchain an. Es hängt vom Zufall ab, wer die Aufgabe als erstes löst. So verringert das Bitcoin-System die Manipulationsgefahr. Je mehr Blöcke auf einen bestehenden Block folgen, desto schwieriger wird es überdies, die darin befindlichen Transaktionen zu fälschen. Ein Angreifer müsste nämlich sämtliche neueren Blöcke ebenfalls verändern. Dank dem Proof-of-Work-Verfahren steigt der dafür erforderliche Rechenaufwand mit jedem weiteren Block exponentiell.
Der Begriff "Mining" lehnt sich nicht von ungefähr an das Schürfen von Gold an. Wie der Goldgräber wird der Miner für seinen Einsatz belohnt. Er erhält einen bestimmten Betrag neu geschöpfter Bitcoins.
Über 700 Kryptowährungen
2009 ging das Bitcoin-Netzwerk online. Zunächst interessierten sich nur einige Nerds für das Kryptogeld. Bald fingen die Mitglieder der Community an, untereinander Wechselkurse zu stellen. Es entstanden kommerzielle Bitcoin-Börsen. Mit steigender Aufmerksamkeit legten die Wechselkurse – unter großen Schwankungen – zu. Einige lokale Geschäfte wie Cafés und Pizza-Services begannen, Bitcoins als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Große Unternehmen wie Overstock und Dell folgten.
Der zunehmende Erfolg des Bitcoins befeuerte die Entstehung weiterer virtueller Währungen. Mitte 2016 existieren neben rund 160 nationalen Währungen bereits über 700 digitale Geldsysteme.
Haben virtuelle Währungen Zukunft?
Dass um das virtuelle Geld ein Hype entstanden ist, zeigt Dogecoin. Den Schöpfern ging es bloß um eine Parodie auf Bitcoin, einen Scherz. Mittlerweile hat die Währung indes eine Marktkapitalisierung von 25 Millionen US-Dollar erreicht.
Dogecoin und viele andere Kryptowährungen werden wieder vom Markt verschwinden. Der Rest bleibt massiven Wertschwankungen ausgesetzt. Zu gering ist das Handelsvolumen, zu unsicher die Zukunft. Ungewiss ist etwa, wie weit sich Blockchain-basierte Systeme skalieren lassen. Bitcoin kann momentan lediglich sieben Zahlungen pro Sekunde abwickeln. Alleine das Visa-Netzwerk schafft in derselben Zeit rund 50.000 Transaktionen. Dazu kommt, dass die rechtliche Situation von Kryptogeld noch kaum geklärt ist. Immerhin: Steuerlich wird es in Deutschland als privates Geld behandelt. Veräußerungsgewinne sind daher nach einem Jahr Haltefrist steuerfrei.
Virtuelle Währungen als Chance
Trotz der Risiken sind die Vorteile virtueller Währungen nicht zu übersehen. Insbesondere Auslandszahlungen lassen sich ohne zwischengeschaltete Banken wesentlich kostengünstiger realisieren. Händler sparen durch Peer-to-Peer-Zahlungssysteme die Gebühren an Zahlungsdienstleister. Menschen ohne Bankkonto – vor allem in Entwicklungsländern – können endlich Geschäfte ohne Bargeld abwickeln. In repressiven Staaten ist die Unabhängigkeit von Regierung und Bankensystem nicht zu unterschätzen. Da Nutzer für ihre Transaktionen nur anonyme Adressen verwenden, bleibt ihre Privatsphäre gewahrt. Gleichzeitig ermöglicht die Transparenz der Blockchain, eine Zahlung eindeutig zu belegen. Doch das Potenzial der Blockchain geht weit über Geldtransfers hinaus.
Satoshi Nakamoto, der geheimnisvolle Bitcoin-Gründer, von dem keiner weiß, wer er ist, hat sich aus seinem Projekt so plötzlich zurückgezogen, wie er aufgetaucht ist. Die Idee dezentraler Währungs- und Zahlungssysteme aber wird – in irgendeiner Form – bleiben.