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Smart City: So lebt es sich in der Stadt der Zukunft

28.06.2016, 10:18 Uhr
Globale Vernetzung© chombosan / Shutterstock

Immer mehr Menschen ziehen in Städte, die Gesellschaft altert und verbraucht immer mehr Energie, zum Beispiel, um ihre Smartphones herzustellen und zu laden. Urbanisierung, Digitalisierung, demografischer Wandel und der Klimawandel sind gesellschaftspolitische Megatrends, die uns heute und in den kommenden Jahren zunehmend beschäftigen werden. Eine Antwort auf Platzprobleme, steigende Ansprüche und Ressourcenknappheit liefern Städteplaner mit Konzepten für die Stadt der Zukunft, die Smart City.

Während vor allem im asiatischen Raum hochmoderne Städte quasi aus dem Boden gestampft werden, werden anderenorts in Europa und den USA die vorhandenen Infrastrukturen aufgerüstet und neu erfunden. So hat beispielsweise Google für Furore gesorgt – mit seinen Plänen für ein Google Island. Das Unternehmen Sidewalk Labs, eine Tochter des Google-Mutterkonzerns Alphabet, will Teile einer bestehenden Stadt in den USA zur Smart City machen. Im Gespräch sind laut Medienberichten Denver und Detroit. So sollen Tausende Häuser und die städtische Infrastruktur umgebaut, Straßen für selbstfahrende Autos geschaffen und öffentliche WLAN-Hubs eingerichtet werden.

Smart New York City

Letztere sind in New York City zum Beispiel schon Teil des Stadtbildes. LinkNYC sind mit modernster Technik ausgestattete Stationen am Straßenrand, quasi die Nachfolger der ausgedienten Telefonzellen. Dort kann jeder sein Smartphone aufladen, telefonieren, ins Internet gehen und zahlreiche Apps wie Maps auf dem Tablet nutzen. Und das alles kostenlos. Finanziert werden die Hubs über Werbung, die an den Außenseiten der futuristischen Säule ausgespielt wird. LinkNYC ist der erste Schritt von Googles Vision einer Smart City.  Mit neuen Bauweisen, unkonventionellen Eigentümermodellen, digitalen Mobilitätssystemen, einem auf Daten basierenden Gesundheitswesen und neuen Business-Modellen im Energiebereich will Sidewalk Labs offiziell dem erhöhten Platzbedarf in den Städten, verstopften Straßen und Umweltverschmutzung beikommen und sogar die Gesundheit der Menschen verbessern. Der Anbieter für Smart-City-Lösungen greift dabei auf Google-Daten zurück.

Smart City Songdo in Südkorea

Das Sammeln und Auswerten von Daten spielt eine wesentliche Rolle für das Funktionieren einer Smart City. Welche Ausmaße das annehmen kann, zeigt die südkoreanische Planstadt Songdo. Permanent werden hier die Daten der Bewohner erhoben – eine flächendeckende Videoüberwachung eingeschlossen. Mit Chipkarten werden alle Bewegungen aufgezeichnet, die Wohnungen sind mit Verbrauchsdatenlesegeräten ausgestattet. Verantwortlich für dieses Großprojekt sind das koreanische Stahl-Unternehmen POSCO und der amerikanische Bauträger Gale International. Technisch wird die Smart City vom Technikgiganten Cisco ausgestattet. Erklärtes Ziel ist es, 30 Prozent an Energie und Ressourcen einzusparen.

Wer regiert über die Smart City?

Tatsächlich sind es vor allem große Unternehmen, die das Thema Smart City seit Jahren vorantreiben, was Datenschützer auf den Plan ruft. So ist Siemens beim Bau der Ökostadt Masdar in den Vereinigten Arabischen Emiraten aktiv, die Fujisawa Sustainable Smart Town in einem Außenbezirk von Tokio in Japan ist ein von Panasonic initiiertes Projekt. Es gibt aber auch öffentliche Initiativen, wie zum Beispiel das Projekt „Smarter Together“ der EU. München, Wien und Lyon wurden aus einem Bewerberpool ausgewählt, ihre Infrastruktur smarter zu machen. Die Fördergelder in Millionenhöhe werden beispielsweise dafür genutzt, das Fernwärmenetz zu verdichten, Car- und Bikesharing-Services bereitzustellen, öffentliche WLAN-Spots einzurichten und Tankstellen für Elektroautos zu installieren. Ohne Unternehmen, die die entsprechenden Techniken und Dienstleistungen bereitstellen, wird aber auch das nicht funktionieren.

Weitere Beispiele und Vorteile einer Smart City

Je größer der Nutzen eines Produkts, desto größer ist die Bereitschaft der Konsumenten, dafür einen Teil ihrer Daten und damit ein Stück ihrer Privatsphäre abzugeben. Das dürfte auch im Fall der schlauen Stadt nicht anders sein. Neben LinkNYC gibt es zahlreiche weitere Anwendungen, die das Leben der Stadtbewohner rund um den Globus erleichtern und auch sicherer machen können.

Für Singapur wurde zum Beispiel die mobile App „myResponder“ entwickelt. Alle Bewohner, die ausgebildet sind, Wiederbelebungsmaßnahmen durchzuführen oder einen automatisierten externen Defibrillator zu bedienen, können sich anmelden und werden in einem Radius von 100 Metern informiert, wenn jemand Erste-Hilfe-Maßnahmen benötigt. In Barcelona freuen sich Gärtner und die Umwelt über intelligente Bewässerungssysteme, die helfen, Wasser zu sparen. Über die Stadt verteilte Straßensensoren geben Auskunft über die aktuelle Parkplatzauslastung, die Müllabfuhr weiß über smarte Müllcontainer, wo der Müll geleert werden muss. Die Ökostadt Masdar City in der Wüste von Abu Dhabi ist beispielsweise komplett als autofreie Stadt konzipiert. Unterirdisch bringt eine Elektrobahn mit einzelnen Kabinen die Bewohner von A nach B. Auch in der Smart City Amsterdam stehen energetische Gesichtspunkte auf der Prioritätenliste ganz oben. So wurden in einem Wohnviertel die Häuser und Wohnungen mit intelligenten Stromzählern ausgestattet, die den individuellen Energieverbrauch messen und bewerten.

Ausblick

Wie schnell sich eine Stadt zur Smart City wandelt, ist sehr stark davon abhängig, wie offen sich die Verwaltung und auch die Bürger Neuerungen gegenüber zeigen. Auch die Zusammenarbeit mit Unternehmen und die Preisgabe von öffentlichen Daten stellen Hürden auf dem Weg zur intelligenten Stadt dar. Während in Entwicklungsländern wie Indien oder im asiatischen Raum Planstädte erschaffen werden, die eine entsprechend smarte Stadtplanung von vornherein gut möglich machen, schaffen in europäischen und US-amerikanischen Großstädten kleinere Einzelprojekte langsam neue Infrastrukturen. Fest steht: In den kommenden Jahren wird sich das Leben in den Städten mit neuen Technologien zur Energieeinsparung und Vernetzung verändern.