Die versteckten Kosten an der Steckdose – So spart man Strom beim PC-Gaming
Kauft man sich ein Haushaltsgerät, werben Angaben zum Energiebedarf um die Gunst des Verbrauchers. Nichts geht mehr ohne Kennzeichnung der Energieeffizienzklasse. Möglichst „A“ solle es sein, mit vielen Plus-Zeichen dahinter. Aber wenn es um Computer geht, dann fragt niemand nach der bunten Skala. Dabei braucht es für manche quasi ein eigenes Atomkraftwerk im Keller. Und selbst bei einigen PC-Spielen wäre die Angabe eines Energieverbrauchs angebracht. Denn manche überaus beliebte Games haben einen solch immensen Strombedarf, dass er eigentlich als Nebenkosten auf der Verpackung ausgewiesen sein müsste.
Die Stromkosten als zweiter Kaufpreis des Gaming-PC
Gaming-PC können wahre Stromfresser sein. So hat eine Studie des US-amerikanischen „Lawrence Berkeley National Laboratory“ den jährlichen Stromverbrauch verschiedener Computer oder Spielkonsolen ermittelt. Ein Tablet kommt demnach bei täglicher Aufladung auf gerade mal zwei Euro jährlicher Stromkosten, beim Notebook sind es bereits 15 Euro im Durchschnitt. Ein Desktop–PC zieht jährlich Strom für 68 Euro. Der durchschnittliche Gaming-PC dagegen toppt alles: 386 Euro Stromkosten verursacht das Daddeln pro Jahr – bei einer angenommenen Nutzung von nicht einmal zwei Stunden täglich. Bei einer durchschnittlichen Nutzungsdauer eines Gaming-PC von vier Jahren wirken die Stromkosten wie ein zweiter Kaufpreis. Das sind US-Zahlen , die auf noch wesentlich geringeren Kosten pro Kilowattstunde beruhen, als sie in Deutschland fällig werden. Zum Vergleich: Der durchschnittliche deutsche Single-Haushalt muss jährlich etwa 600 Euro für Strom aufwenden.
Wie Gamer Stromverbrauch und Kosten senken können
Dabei haben Computer-Gamer durchaus Einfluss darauf, ihren Energieverbrauch und damit ihre Kosten zu senken, ohne auf Spielvergnügen verzichten zu müssen. Und das sowohl bei der Auswahl ihrer Hard-, als auch ihrer Software. Schon mit einem bewussten Nutzungsverhalten lassen sich Einsparungs-Effekte erzielen. Grundsätzlich ist ein Rechner schon dann sparsamer, wenn er nur angeschaltet ist, solange er auch genutzt wird. Ein Computer, der den ganzen Tag läuft, aber nur phasenweise genutzt wird, verbraucht unnötig Strom. Das kann im Jahr bis zu 50 Euro ausmachen – für das Geld gäb’s vielleicht schon ein schönes PC-Game. Texterstellung, Office-Aufgaben oder auch einfaches Surfen beanspruchen die Hardware nicht wesentlich. Und als einer der energieintensivsten Komponenten geht die Grafikkarte bei so einer Nutzung in den Tiefschlaf. Eine moderne CPU schaltet in den Energiesparmodus und arbeitet nur mit einer Leistung von annähernd 50 Watt.
Qualitäts-Komponenten sparen mehr Geld ein, als sie kosten
Die Situation ändert sich, wenn der Nutzer anfängt zu spielen. Dann spannt die Grafikkarte plötzlich alle Muskeln an, weil sie möglichst viele Bilder bereitstellen will. Der Verbrauch kann auf 300 Watt oder mehr hochschnellen. Zusätzlich läuft die CPU auf vollen Touren. Mainboard, Laufwerke und andere Nebengeräusche ziehen weiter Strom. Jetzt macht es einen wesentlichen Unterschied, welche Komponenten der Gamer in seinem PC verbaut hat. Es gibt bestechend günstige Geräte, die mit hohen Rechenleistungen werben. Hier gilt: Geiz ist nicht geil, sondern teuer. Eine leistungsfähige Top-CPU von Intel leistet 95 Watt. Minderwertige CPU sind um die 100 Euro billiger, ziehen aber mehr als doppelt so viel Strom. Noch größer ist der Energie-Unterschied bei Grafikkarten. Wer auf ein Billigprodukt setzt statt auf eine Premium-Grafikkarte, zahlt dafür während der gesamten Nutzungsdauer wesentlich mehr Stromkosten als den Mehrpreis zum Qualitätsprodukt. Den Stromverbrauch und die Kosten kann sich der Verbraucher überschlagsweise leicht ausrechnen. Ein Gaming-PC mit energiesparenden Komponenten leistet im Spielbetrieb etwa 400 Watt. Das sind 0,4 Kilowatt, bei einer Stunde Gaming-Betrieb also 0,4 Kilowattstunden (kwh). Bei zwei Stunden täglichem Spielbetrieb käme man auf 0,8 kwh * 364 Tage macht 291 Kilowattstunden. Bei einem Strompreis von rund 30 Cent/kwh sind das rund 87 Euro jährlich.
Der Schwindel mit den Netzteilen
Einen Einfluss auf den Energieverbrauch hat auch die Wahl des Netzgerätes. Auch hier ist das Billig-Gerät in aller Regel die schlechtere Wahl. Bei aufwendigen Spielen ist es nötig, dass die Grafikkarte und andere Komponenten stets mit genügend Energie versorgt werden. Unseriöse Anbieter werben daher oft mit einer hohen Wattleistung ihrer Geräte, verschweigen aber, dass die Aggregate diese Leistung zwar in der Spitze, nicht aber dauerhaft erbringen können. Qualitätsanbieter geben nur die Leistung an, die ihre Netzteile auch unter Dauerlast erbringen. Die Hersteller der Grafikkarten wissen um die unvernünftige Sparsamkeit mancher Gamer. Deshalb formulieren sie oft viel höher Wattzahlen als Anforderung für die Grafikkarte. Ein Qualitäts-Aggregat mit weniger, aber dafür zuverlässiger Dauerleistung reicht meistens völlig aus. Es macht auch keinen Sinn, das Netzteil zu überdimensionieren – wenn der Rechner im Gamingbetrieb nur 400 Watt leistet, braucht es kein 750-Watt-Netzteil. Im Gegenteil erhöht das sogar den Energieverbrauch. Ein Netzteil arbeitet dann am effizientesten und verliert die wenigste Energie bei der Spannungsumwandlung, wenn es im oberen Leistungsbereich arbeitet. Eine stets gute Energieeffizienz versprechen Netzteile, die “Plus80“ zertifiziert sind.
Top-Game braucht mehr Strom als ein Kühlschrank
Auch die Auswahl der Software bestimmt den Energieverbrauch – besonders das Alter ist entscheidend. So verbraucht das bereits über zehn Jahre alte „World of Warcraft“ trotz seiner nach heutigen Maßstäben rückständigen Grafik mehr Energie als das noch junge „The Witcher“. Oder das populäre Sportspiel „FIFA 17“ – das mag cool sein, zieht bei einer angenommenen täglichen Spieldauer von 86 Minuten aber mit 86 Kilowattstunden auch mehr Strom aus der Steckdose als ein A+++-Kühlschrank im 365-Tage-Dauerbetrieb.