Huawei: Wie der unbekannte Riese die Telekommunikations-Branche erobert

30.01.2017, 10:28 Uhr

Er gehört zu den Global Playern des Weltmarkts und setzt seine Konkurrenten Apple und Samsung zunehmend unter Druck: Der Konzern Huawei erobert Schritt für Schritt den weltweiten Smartphone-Markt. Doch sind Huawei Smartphones und Tablets wirklich eine Alternative zu den etablierten Konkurrenten wie Apple, Samsung oder Sony? Und woher kommt eigentlich die Firma, die vor ein paar Jahren noch niemand kannte?

Von China in die Welt: Huaweis Aufstieg

Huawei konzentrierte sich nach seiner Gründung im Jahr 1987 zunächst auf den chinesischen Markt. Ziel war es, nicht von ausländischen Firmen für die landeseigene Kommunikationsinfrastruktur abhängig zu sein. Von Smartphones und Tablets, die weltweit verkauft werden, träumte damals noch niemand. Die ersten Aufträge ins Ausland gingen auch nur nach Hongkong, das damals noch unter britischer Verwaltung stand. Erst in den 2000er Jahren erfolgte die Expansion auch in den Rest der Welt. Zum großen Teil auch durch den Aufbau von Kommunikationsnetzen. Inzwischen blickt Huawei auf viele Firmenstandorte weltweit und ist nicht nur im chinesischen Mutterland eine bekannte Marke.

Keine Firma, sondern ein Kollektiv

Etwas verwirrend ist die Firmenstruktur von Huawei. Denn Huawei spricht von sich selbst als Kollektiv. Gründer Ren Zhengfei besitzt nach offiziellen Angaben nur 1,42% Anteile an der Firma. Mitarbeiter halten den größten Teil der Anteile. Allerdings können sie diese Anteile nicht wie Aktien verkaufen - und beim Verlassen der Firma fallen die Anteile an Huawei zurück. Da bleibt die Frage, inwieweit Huawei wirklich ein Kollektiv ist - und wie viel einfach nur Publicity, um sich nach außen einheitlich mit dem politischen System in China zu zeigen.

Aber es ist wenig spannend, eine Grundsatzdiskussion über die politische Haltung des Konzerns zu führen. Viel interessanter ist, dass der Konzern mit Google zusammenarbeitet. Und zwar sowohl im Smartphone- als auch im Tablet-Bereich.

Last of the Nexus: Huaweis Arbeit mit Google

Wer noch Zweifel daran hatte, dass Huawei mit den Global Player am Mobiltelefonmarkt mithalten kann, wurde spätestens im Jahr 2015 eines Besseren belehrt. Damals erschien das Google Nexus 6P, das auf einem Smartphone von Huawei basierte. Google vermarktete sein Nexus als bezahlbares Oberklasse-Smartphone - und bestätigte damit implizit, dass der chinesische Konzern Hardware liefern konnte, die Googles Anforderungen mehr als genügte. Im Jahr 2016 setzte Google der Nexus-Reihe ein Ende: Mit dem Pixel-Phone erschien das erste komplett von Google entwickelte Smartphone auf dem Markt.

Huawei: Breites Sortiment für jeden Anwendungszweck

Huawei setzt in seiner Geschäftspolitik auf die Philosophie, jedem Anwender das passende Smartphone bieten zu wollen. Preislich beginnen die Produktreihen bei 100 Euro für den Einsteiger. Für ein Smartphone der Oberklasse müssen Sie hingegen um 600 Euro hinlegen.

Ein Überblick über die wichtigsten Produktreihen:

Y-Reihe: Die günstigen Einsteigermodelle bieten nicht die besten technischen Werte. Sie reichen aber für ein bisschen WhatsApp, Emails abrufen und Facebook völlig aus. Für prozessorientierte Anwendungen sind die Smartphones aber nicht geeignet. Größter Konkurrent in diesem Bereich sind Geräte von Samsung, wie die J-Reihe oder Windows Phone Alternativen von Nokia.
G-Reihe: Die Mittelklasse des chinesischen Konzerns bietet oft schon Quad-Core-Prozessoren und genug RAM, um auch anspruchsvollere Apps problemlos ausführen zu können.
Nova-Reihe: Mit einer Display-Größe von fünf Zoll bietet die Mittelklasse-Reihe beste Technik ohne ein allzu großes Display. Auf diese Weise soll die Abgrenzung zur G-Reihe erfolgen.
Mate-Reihe: Hier sind wir schon fast in der Oberklasse angekommen. Neben den besten technischen Komponenten gibt es Extras wie Fingerabdruck-Scanner, die bei preislich ähnlichen Reihen der Konkurrenz kein Standard sind. Ein Mate-Smartphone wie das neue Modell Mate 9 bietet im Huawei-Universum eine der besten Preis-Leistungs-Verhältnisse.
P-Reihe: Die absolute Oberklasse der Huawei-Smartphones verfügt neben aktuellen Prozessoren, schnellem Arbeitsspeicher und einem großen Display schon über genug Argumente für einen Kauf. Doch das besondere Feature ist die in Zusammenarbeit mit Leica entstandene Kamera: Mit dualer Linse und anderen technischen Lösungen verspricht Huawei eine besonders gute Fotoqualität, die sich beim aktuellen Modell Huawei P9 durchaus sehen lassen kann.

Honor: Die junge Huawei-Marke

Neben den Huawei-Ascend-Smartphones mit ihren verschiedenen Klassifizierungen nach Buchstaben oder Bezeichnung gibt es noch die Honor-Smartphones. Sie stellen eine Untermarke von Huawei dar. Die Honor-Smartphones zeichnen sich durch ein exzellentes Preis-Leistungsverhältnis aus, das manche Konkurrenten erblassen lässt.

Laut Huawei werden die Honor-Smartphones mit günstigeren Materialien hergestellt. Trotzdem gibt es zu einem günstigen Preis oft schon Features, die direkte Konkurrenten nicht bieten - und vor allem nicht in dieser Preisklasse. Hier möchte man vor allem junge Smartphone-Nutzer gewinnen, die über die Honor-Reihe den Einstieg in die Huawei-Welt nehmen – und später dann vielleicht zu einem Smartphone der Reihen Mate oder P greifen.

Huawei Tablets: Konkurrenz fürs iPad?

Die erfolgreichste Marke am Tablet-Markt ist weiterhin Apple mit seinem iPad. Ungefähr ein Viertel aller Tablet-Verkäufe geht auf die Firma aus Cupertino zurück. Die restlichen knapp 75 Prozent verteilen sich größtenteils auf Android-Tablets. Hier hat Samsung die Nase vorne, da sie als einzige Firma von Beginn an den Kampf gegen Apple aufgenommen haben. Huawei hat hier in den letzten Jahren stark aufgeholt. Waren sie im Jahr 2011 noch gar nicht vertreten, ist der Marktanteil im dritten Quartal 2016 schon auf 5,6 Prozent angewachsen. Zum Vergleich: Die Amazon Fire-Tablets kamen im gleichen Zeitraum auf 7,3 Prozent Marktanteil.

Doch nicht nur im Bereich Android-Tablets ist Huawei aktiv. Hybridgeräte mit dem Betriebssystem Windows 10 sind auch im Sortiment zu finden. Hier nimmt es die chinesische Firma mit hochkarätigen Konkurrenten wie HP oder Lenovo auf, die langjährige Erfahrung in dem Segment vorweisen können. Doch wenn Huawei eines in den letzten Jahren gezeigt hat, dann dass man sich nicht vor großen Namen fürchtet oder versteckt. Wir sind daher gespannt, welche Produkte wir in Zukunft noch erwarten können.