Smartphone für Kinder – so schaffen Sie die digitale Erziehung
Besonders junge Menschen wünschen sich zu allen Zeiten Unabhängigkeit durch Mobilität. Mit einem Moped vielleicht. Und wenn’s Geld reicht dann auch mit einem Auto. Im digitalen Zeitalter passt die Mobilitäts-Lösung Nummer 1 bequem in die Hosentasche: Das Smartphone. Das multifunktionale Super-Handy ist für viele Menschen zum unverzichtbaren Begleiter in allen Lebenslagen geworden. Und das darf man wörtlich nehmen. Die Bild-Zeitung legte erst dieser Tage eine Millennial-Studie über die Auswirkungen der Handy-Nutzung vor. Als Millennials bezeichnet man die erste Generation, die mit Smartphone, Social Media & Co groß wurde. Laut dieser Studie hat das Smartphone das Leben dieser Generation total durchdrungen. Und die Ergebnisse klingen teils beängstigend. Demnach verzichten 48 Prozent der Befragten lieber auf ihr Frühstück, als ihr Smartphone abzulegen. Zudem fördere intensive Smartphone-Nutzung narzisstisches Verhalten. Mehr als Smartphone-Nutzer älterer Generationen entwickelten Millennials eine Sucht nach dauernder Bestätigung durch „Likes“ und anderer Anerkennung im Netz.
Smartphone für Kinder – auf die Medienreife kommt’s an
Smartphones stehen weiterhin unangefochten auf einer Top-Position der Wunschlisten von Kindern und Jugendlichen. Oft geben Eltern dem nörgelnden Drängen der Sorte „Alle anderen haben auch eins“ genervt nach. Die Statistik stützt dieses „Alle anderen“-Argument durchaus. Laut der KidsVerbraucheranalyse 2015 haben bereits 31 Prozent der 6-9-Jährigen einen Smartphone. Unter den 10-13-Jährigen sind es 80 Prozent. Und natürlich sind Smartphones ein segensreicher Fortschritt und kein Teufelswerk. In eine Welt vor dem Smartphone wollen und werden wir nicht zurückkehren. Angesichts der geschilderten Situation bewegt viele Eltern aber auch die Frage: Ab welchem Alter ist ein Smartphone für Kinder überhaupt geeignet? Nun, sofern man es allein am Alter festmachen will, gibt es darauf keine allgemeingültige Antwort. Smartphones für Kinder haben mehr mit Medienreife zu tun als mit dem Alter.
Für Grundschulkinder tut’s auch ein einfaches Handy
Die meisten Pädagogen und Medienexperten sind sich darin einig, dass ein Smartphone für Kinder im Grundschulalter nicht geeignet ist. Es kann ihrer Entwicklung sogar schaden. Viele Eltern haben aus Sorge um ihre Kinder den verständlichen Wunsch nach stetiger gegenseitiger Erreichbarkeit. Und es ist ja auch schnell passiert: Das Kind verpasst den Schulbus oder steht irgendwo hilflos mit einem Platten am Fahrrad. Da möchte man schnell informiert sein. Das gewährleistet aber auch ein einfaches Handy, mit dem man nur telefonieren und SMS verschicken kann. Mal ehrlich, so ein Gerät hat doch jeder noch in irgendeiner Schublade. Prepaid-Karten dafür gibt’s für ein paar Euro bei jedem Discounter. Trotzdem können Eltern auch die frühkindliche digitale Medien-Erziehung ihrer Kinder fördern. Mit einem extra eingerichteten Bereich auf Mamas oder Papas Tablet etwa lernen Kinder im Beisein der Eltern spielerisch die Möglichkeiten aber auch die Anforderungen digitaler Medien kennen. Kinder werden von Tönen, Farben, animierten Inhalten magisch angezogen. Viele Firmen machen sich das für ihre Werbung zunutze – und Eltern hassen das zurecht. Gute, kindgerechte Apps aber erreichen durch ihre Interaktivität einen höheren Lerneffekt als manches Kinderbuch.
Digitale Aufklärung als Schutz vor gefährlichem Cyber-Mobbing
Ein einfaches Handy reicht Kindern schnell nicht mehr aus. Erst das Smartphone schließlich eröffnet eine digitale Welt von Spielen oder Interaktion mit Freunden. Der Umgang mit Social Media Kanälen oder Messenger-Apps kann Kinder aber auch schnell überfordern. Dann wird das Smartphone für Kinder zum Stress. Ab einem Alter von etwa elf Jahren haben Kinder die Reife und das Verantwortungsbewusstsein entwickelt, um sie auch an ein Smartphone heranführen zu können. Und vor einem Smartphone für Kinder steht an erster Stelle die Aufklärung. Gerade Social Media Anwendungen bergen für Kinder oft unüberschaubare Gefahren. Persönliche Informationen, die Kinder im Netz teilen, sind hochsensibel. Und erst einmal hochgeladene Fotos oder Videos bleiben auf ewig irgendwo im Netz. Gerade diese Inhalte führen oft zu Erpressungen, denen ein Kind nicht gewachsen ist oder zu zerstörerischem Cyber-Mobbing. Solche Dinge können existenziell sein. Auch leichtfertige Erwachsene haben schon einen Job nicht bekommen, weil der dann doch nicht zukünftige Chef bei der Bewerbungs-Recherche auf allzu ausgelassene Party-Fotos gestoßen ist. Die Aufklärung und Erziehung in diesen Fragen sollten sich Eltern mit der Schule teilen. Am besten, man bespricht zusammen mit allen Eltern aus der Klasse und den Lehrern das gemeinsame Vorgehen. Dabei werden auch die Regeln für die Nutzung von Smartphones in der Schule festgelegt. Die Aufklärung sollte sich auch damit befassen, dass ein Smartphone für Kinder nicht das tatsächliche Erleben ersetzen darf. Echte Freunde sind mehr wert als digitale Likes. Und oft geht es doch schon soweit, dass junge Menschen mit ihrem Smartphone alles um sich herum fotografiert und gefilmt, aber nichts mit eigenen Augen gesehen haben.
Das kindersichere Smartphone – es ist ganz einfach
Zum Wohle des Kindes sollte man ihm zumindest am Anfang sanfte Fesseln anlegen. Das Smartphone für Kinder lässt sich meistens recht leicht schützen. Bei iOS-Geräten funktioniert das zum Beispiel ganz einfach über die werkseitig installierte App „Einstellungen“ unter dem Menüpunkt „Allgemein“ und dem Unterpunkt „Einschränkungen“. Dort kann man zahlreiche Funktionen komplett sperren oder einschränken, zum Beispiel nur das Laden von Apps mit einer vorgegebenen Altersfreigabe erlauben, anstößige Musik oder Filme sperren oder bestimmte Webseiten definieren, die das Kind aufrufen darf. Die Einschränkungen sind mit einem einfachen PIN-Code gesichert und daher auch schnell aufgehoben oder geändert. Android-Smartphones brauchen für solche Einschränkungen in der Regel eine zusätzliche Software wie „AppLock“.
Beteiligen Sie Ihr Kind an den Kosten für das Smartphone
Ein Smartphone für Kinder kann auch zu ruinösen Kosten führen. In der Frühzeit der Handys waren Abos für Klingeltöne gemeine Kostenfallen für Kinder. Heute lauern die Gefahren oft in eigentlichen kostenlosen Apps als In-App-Käufe. Solche In-App-Käufe sind in an sich in der Regel eine praktische Sache – für Kinder ist es aber oft unüberschaubar und verlockend. Am besten also, man sperrt kostenpflichtige Apps, Klingeltöne oder teure Sonderrufnummern. Es ist wichtig, auch das Verantwortungsbewusstsein des Kindes für die Kosten eines Smartphones zu schärfen. Daher kann es angebracht sein, das Kind konsequent an den Kosten zu beteiligen – etwa indem das Kind einen Teil seines Taschengeldes in Form von Telefon- oder Datenvolumen bekommt. Wenn das aufgebraucht ist, gibt es bis zum nächsten Monat kein Neues dazu. So lernen Kinder, ihr Smartphone im Wortsinne wertzuschätzen. Eine Lösung dafür sind Prepaidkarten, die es von zig Anbietern bei jedem Discounter gibt. Ohne Vertragsbindung gibt’s auch keine unüberschaubaren Zusatzkosten. Mittlerweile bieten aber auch viele Mobilfunk-Unternehmen Kombikarten für die Familiennutzung an. Das Smartphone für Kinder läuft dann über den Vertrag der Eltern, aber man kann für diese Zusatzkarte ebenso ein monatliches Guthaben festlegen und Sonderrufnummern oder Internetverbindungen sperren.
Ein teures Premium-Smartphone ist für Kinder nicht die beste Wahl
Heute ist nicht mehr die Lacoste-Klamotte das Statussymbol auf dem Schulhof, sondern das Smartphone. Aber muss es deshalb das neueste Premium-Modell sein? Die Entwicklung ist heute rasend. Deshalb können auch preisgünstige Smartphones für Kinder im Wesentlichen genauso viel wie hochpreisige Premium-Modelle – im Zweifel sind sie halt nur nicht so cool. Oft kann das abgelegte Top-Gerät von Papa oder Mama noch mithalten. Aber teure Smartphones haben auch Nachteile. Sie sind nämlich nicht nur bei ihren Besitzern begehrt, sondern auch bei Dieben. Und wenn es weg ist, steckt darin meisten auch sehr viel Taschengeld-Kapital. Teure Smartphones sind teilweise vielleicht wirklich qualitativ hochwertiger und damit langlebiger. In Wahrheit aber kommt es Kindern und Jugendlichen auf die jahrelange Nutzung eines Geräts gar nicht an, weil Trends so schnelllebig sind. Und wer sich öfter ein preisgünstiges Smartphone mit einem modernen leistungsfähigen Prozessor leisten kann, ist auf dem Schulhof dann vielleicht eher der Chef, als der mit dem veralteten Premium-Modell.
Das Smartphone überwachen? Besser nicht!
Smartphones für Kinder bringen oft auch Eltern in Versuchung – nämlich ihre Kinder zu überwachen. Entweder sie orten ihre Kinder auf Schritt und Tritt oder sie checken andauernd heimlich die Aktivitäten ihrer Kinder im Netz oder auf Social Media Plattformen. Ist ja nur gut gemeint – aber nicht gut! Experten sind sich einig: Wenn ein Kind noch nicht das nötige Verantwortungsbewusstsein und die Reife besitzt, dass man ihm beim Umgang mit dem Smartphone vertrauen kann, dann sollte man dem Kind auch noch kein Smartphone geben. Immer ein Ansprechpartner zu sein ist besser als sein Kind auszuspionieren.