Virtual und Augmented Reality: Eintauchen in virtuelle Sphären
Seit wenigen Tagen liefert der Pionier der Virtual-Reality-Brillen Oculus die erste Consumer-Variante seiner Oculus Rift an Vorbesteller. Und auch HTC bringt im April die erste finale Version seines Vive-Headsets an den Mann. Spannende Zeiten für Gamer und alle Virtual-Reality-Enthusiasten. Der Traum, in virtuelle Realitäten einzutauchen, treibt derzeit vor allem Fans von Online-Games um. In naher Zukunft werden damit aber nicht nur Gamer ihren Spaß haben. Die neue Technologie und die dazugehörigen Geräte ermöglichen vielfältige Anwendungen, die beispielsweise Architekten, Designern, Ärzten, Marketing-Fachleuten oder Filmemachern ganz neue Chancen bieten. Was versteckt sich hinter dem Begriff Virtual Reality eigentlich genau? Wo liegt der Unterschied zur Augmented Reality? Was ist damit heute und in naher Zukunft möglich? Welche Hersteller und Geräte gibt es mittlerweile und welche Anwendungen versprechen sie mit Virtual Reality? Hier bekommen Sie einen Überblick.
Was steckt hinter dem Begriff Virtual Reality?
Schon in den 1990er Jahren gab es einen ersten Hype um den Begriff Virtual Reality. Das erste Virtual-Reality-Headset Forte VFX1 wurde 1994 auf der CES in Las Vegas vorgestellt, ein Jahr später brachte Nintendo den Virtual Boy auf den Markt, der aufgrund vieler technischer Unzulänglichkeiten bis heute als größter Flop des Spieleherstellers gilt. Erst 2012, als die beiden Entwickler John Carmack und Palmer Luckey mit ihrer Firma Oculus und dem Prototypen einer neuen VR-Brille eine Crowdfunding-Kampagne starteten, erlebte das Thema einen neuen Boom. Bei Kickstarter sammelten sie statt der erhofften 250.000 Dollar knapp 2,5 Millionen Dollar. 2014 kaufte Facebook das Unternehmen für 2,3 Milliarden Dollar. Diese Erfolgsstory zeigt, wie hoch die Erwartungen an die Virtual-Reality-Anwendungen sind. Aber warum eigentlich?
Zunächst erhofften sich Gamer neue Spielerlebnisse mit den VR-Brillen. Und die sind mittlerweile mit der Auslieferung der ersten fertigen Oculus-Rift-Brillen so greifbar wie nie. Die Virtuelle Realität schafft scheinbare Welten, in die der Anwender eindringen und sich darin bewegen kann. Es werden digitale, parallele Sphären geschaffen ohne reale Gegenstände. Sie reagieren jedoch auf die Bewegungen, die Sprache und Befehle des Benutzers und erscheinen damit real.
Was ist der Unterschied zu Augmented Reality?
Im Gegensatz zu Augmented Reality schafft die Virtual Reality neue virtuelle Kunstwelten. Die Augmented Reality, die ebenfalls häufig in diesem Zusammenhang genannt wird, beschreibt hingegen die Erweiterung der tatsächlichen Realität. So können wirkliche Orte besucht werden, die aber mit zusätzlichen Daten und Objekten überlagert werden, beispielsweise indem Zusatzinformationen eingeblendet werden. Microsoft plant mit seiner 3D-Brille HoloLens, Wirklichkeit und Fiktion in dieser Form zu verbinden. Auch sie wird als Entwicklerversion seit Ende März verschifft.
Wie funktionieren die VR-Brillen?
In der Oculus-Rift-Brille ist ein Bildschirm eingebaut, der in etwa die Größe eines Tablets besitzt. Der Betrachter schaut durch zwei Linsen auf das Display, ähnlich wie bei einem Fernglas. Eine Software sorgt dafür, dass sich die Bilder bewegen, was die virtuelle Welt wesentlich größer erscheinen lässt. Die Rift-Brille verfügt über eine Diagonale von 440 Zoll, was elf Metern entspricht. Neben der Brille benötigt der Anwender einen möglichst leistungsfähigen PC mit sehr guter Grafikkarte, womit bisher in der Regel aber nur eingefleischte Gamer ausgestattet sind. Zukünftig sollen die Brillen auch mit Konsolen wie der Xbox oder der Playstation kompatibel sein, die günstige Alternativen zum teuren Spiele-PC darstellen. Eine weitere bereits verfügbare Variante der Oculus-Brille ist die Samsung Gear VR, in die sich die aktuellen Modelle Galaxy S7, Galaxy S7 edge, Galaxy S6 edge+, Galaxy S6 und Galaxy S6 edge integrieren lassen.
Welchen Nutzen versprechen Virtual und Augmented Reality?
Derzeit wird Virtual Reality vornehmlich noch von Gamern und für Unterhaltungszwecke genutzt. Die Oculus-Rift-Brille wird mit einem Software-Paket mit 30 Spielen und speziell produzierten 360-Grad-Filmen ausgeliefert. Mit Controllern kann der User zum Beispiel Sportsimulatoren testen, Egoshooter und Horrorspiele zocken oder virtuell Achterbahn fahren. Zudem können sich zwei Spieler in der virtuellen Welt treffen und dort gegeneinander antreten. Mit den bereits vorhandenen Apps im Oculus Home Store lassen sich zudem Bilder und Videos, Nachrichten und Dokumentationen neu erleben.
Der Hersteller möchte VR aber nicht nur auf Spiele und Entertainment reduzieren und hat zum Beispiel auch eine Software für 3D-Bildhauerei namens Medium entwickelt. Mit den Oculus-Touch-Controllern steuert man eine sogenannte Düse, die verschiedene Materialien in den Raum spritzt. Mit einem Werkzeugkoffer wählt man die Eigenschaften der Materialien aus. Alleine oder im Team lassen sich so räumliche Skulpturen und Modelle erschaffen und verändern, was beispielsweise für Designer, Architekten, Künstler oder Produktentwickler von Nutzen sein kann. Oculus Touch und Medium sollen laut Hersteller voraussichtlich im zweiten Quartal 2016 erhältlich sein, bis dahin wird die Brille mit einem Xbox-One-Controller gesteuert. Eine ähnliche Modellierungs-Anwendung hat auch die HTC Vive mit Google Tilt Brush in petto.
Wie Virtual und Augmented Reality manchen Berufsalltag verändern können
In Zukunft sollen Virtual und Augmented Reality aber noch weiteren Personen- und Berufsgruppen einen Mehrwert bieten. Vor allem im Marketing sind so ganz neue Erfahrungen mit Produkten möglich. So lassen sich Hotels und Orte hautnah erlebbar machen, Autos auch ohne Weg ins Autohaus ausgiebig begutachten und Showrooms in die Wohnzimmer der Kunden bringen.
Augmented und Virtual Reality können in Zukunft beispielsweise in der Flugsimulation und der Raumfahrt, im Automotive-Bereich, im Szenarien-Training in der Medizin oder auch im Personal-Recruiting eingesetzt werden. Wenn sich VR und AR bewähren, wäre das Potential gigantisch.
Welche Hersteller und welche Geräte gibt es?
Die Samsung Gear VR und die neue Oculus Rift haben einen kleinen zeitlichen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz. Die Samsung-Brille ist für 99,99 Dollar bestellbar, die Oculus Rift kostet 699 Dollar zuzüglich Versand aus den USA.
Aber vor allem wird die HTC Vive, die ab Mai an Vorbesteller ausgeliefert wird, mit Spannung erwartet. Für einen Preis von 899 Euro in Europa soll sie dem Pionier bald starke Konkurrenz machen. Das hat auch Sony mit der Playstation VR vor. Sie wird mit 399 Euro die günstigste Cyber-Brille sein, die ohne Smartphone funktioniert. Sie wird im Oktober 2016 erscheinen.
Die Augmented-Reality-Brille HoloLens von Microsoft kam Ende März zunächst als Development Edition für 3.000 US-Dollar auf den Markt. Ausgewählte Entwickler und Geschäftspartner von Microsoft dürfen nun damit experimentieren.
Zu guter Letzt noch ein Tipp: Wer nicht mehrere Hundert Euro für eine Oculus Rift oder gleich mehrere Tausend Dollar für eine HoloLens ausgeben will, für den ist möglicherweise das Google Cardboard eine günstige Alternative. Für knapp 15 Euro gibt sie einen ersten Vorgeschmack auf die virtuelle Realität.