So intelligent und vielseitig werden Smartphones der Zukunft
Anrufer als Hologramm darstellen, im Supermarkt die Qualität des Fleisches beurteilen, ein Selfie in 3D schießen: Das alles sollen Smartphones in Zukunft möglich machen. Doch wollen Menschen diese Innovationen überhaupt?
Kennen Sie das Motorola Dynatac 8000? Es war das erste tragbare Handy der Welt. Nachdem die US-amerikanische Aufsichtsbehörde FCC am 21. September 1983 die Zulassung erteilt hatte, kam der 33 Zentimeter lange Knochen zum Preis von rund 4.000 US-Dollar auf den Markt. Die Akku-Laufzeit lag lediglich bei 30 Minuten. Aus heutiger Sicht kaum noch vorstellbar. Smartphones sind längst zum intelligenten Alltagsbegleiter geworden, ihre rasante Entwicklung ist scheinbar nicht zu stoppen.
Doch was soll das Smartphone der Zukunft können? Die Lenovo Deutschland GmbH wollte es wissen. Und hat deswegen beim Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov eine Studie in Auftrag gegeben, bei der 2000 Personen im Alter von über 18 Jahren ihre Anforderungen an die Smartphones der Zukunft verraten sollten.
57 % der Befragten wünschen sich stärkere Akkus
Die Antworten zeigen klare Trends. 57 % der befragten Personen wünschen sich eine wochenlange Akkulaufzeit – schließlich ist ein leerer Akku immer noch ein großes Ärgernis, wenn gerade keine Steckdose in der Nähe ist. 50 % wollen ein unzerstörbares Gehäuse, 48 % eine sekundenschnelle Akkuladezeit, 45 % ein wasserdichtes Gehäuse und 30 % eine Akkuladung über die Luft.
Die Hersteller reagieren auf diese Trends bereits. Unter ihnen HZO. Der US-amerikanische Hersteller hat eine wenige Nanometer dünne Schicht entwickelt, mit der er Komponenten eines Smartphones versiegelt und somit wasserdicht macht. Forscher der University of Michigan hingegen haben einen Akku erfunden, der zwar noch in den Kinderschuhen steckt, aber angeblich nur alle drei Monate an die Steckdose muss. Und das Unternehmen Energous hat eine Funktechnologie entwickelt, mit der sich eine Batterie ohne Kabelverbindung über die Luft aufladen lässt.
Leistungsstärkere Kameras sind nicht mehr gefragt
Die YouGov-Studie offenbart weitere Wünsche. 27 % der Studienteilnehmer wollen mit dem Smartphone zukünftig Krankheiten diagnostizieren. 25 % würden gerne Smart Home Systeme steuern, 21 % das Smartphone für die Navigation in Gebäuden nutzen, 19 % das Gerät mit wechselbaren Modulen selbst zusammenstellen. Auch das ist keine Zukunftsmusik mehr. LG und Motorola haben es bewiesen. Ihre Modelle G5 und Z lassen sich mit Zusatzmodulen erweitern – etwa Beamer, Zusatz-Akku oder einer leistungsstärkeren Kamera.
Doch leistungsstärkere Kameras sind laut YouGov-Studie gar nicht gefragt. Hier scheinen sich die Interessen verschoben zu haben. Denn 2015 hatte Samsung Nutzer über Social-Media-Kanäle zu ihren Wünschen befragt und dabei herausgefunden, dass sich die meisten Menschen neben einer stärkeren Akkuleistung eine leistungsstärkere Kamera wünschen.
Gerüchteküche brodelt: iPhone 8 erhält eine 3D-Kamera
Aber vielleicht sind Kameras mit ganz neuen Funktionen gefragt? Apple zumindest will das iPhone 8 mit einer revolutionären Frontkamera ausstatten, die angeblich dank eines Infrarot-Scanners dreidimensionale Aufnahmen machen kann, behauptetet der Apple-Analyst Ming-Chi-Kuo. Nur Spielerei? Zumindest könnte die 3D-Kamera die Selfie-Kultur auf ein ganz neues Level heben. Nutzer des iPhone 8 werden zum Beispiel ein Selfie in 3D schießen, einen Avatar damit ausstatten und so das eigene Gesicht in Augmented-Reality-Spielen erleben. Vielleicht, so weitere Gerüchte, veröffentlicht Apple auch eine AR-Brille – passend zum Start des neuen iPhones Ende des Jahres.
5G macht rasend schnelles Surfen im mobilen Internet möglich
Und welche Innovationen sind noch zu erwarten? Das Smartphone der Zukunft wird schneller im mobilen Internet surfen. Hier kommt die fünfte Generation des Mobilfunks (5G) ins Spiel, die bis zu 10 Gigabit pro Sekunde überträgt und damit etwa zehnfach so schnell ist wie der aktuelle LTE-Standard. Ein Film von einem Gigabyte Größe unterwegs aufs Smartphone laden? In rund einer Sekunde ist das erledigt. Und selbst komplexe Websites sind in einer Millisekunde geladen, sodass neben dem mobilen Surfen auch Onlinespiele mehr Spaß bringen, in denen schnelle Reaktionen und eine schnelle Datenübertragung gefragt sind. Das wird übrigens selbst in einem Zug funktionieren. Denn 5G wird ausgefeilt genug sein, um auch dann eine robuste Datenübertragung zu garantieren, wenn der User mit hohem Tempo unterwegs ist.
Leider ist 5G noch Zukunftsmusik. Erst 2020 erwarten Experten entsprechende Smartphones. Apple wird dann wahrscheinlich mit dem iPhone 10 am Start sein, Samsung mit dem Galaxy S9.
Anrufer erscheinen als Hologramme
Und die Zukunftsmusik geht weiter. Welche Smartphone-Entwicklungen noch zu erwarten sind? Experten rechnen damit, dass sich Displays biegen lassen, dass Anrufer als Hologramme erscheinen, dass immer mehr Smartphones einen eingebauten Mini-Beamer für Präsentation haben werden. Auch das Tippen auf flachen Touchscreens wird ein Ende haben. Zumindest dann, wenn sich Technik wie die von Tactus Technology durchsetzt, die für das iPad mini bereits erhältlich ist. Das Display wölbt sich dabei dank Mikroflüssigkeiten dort, wo sich die Tasten befinden, sodass eine fühlbare Tastatur entsteht.
Wird das Smartphone mit der Kleidung verschmelzen?
Das Smartphone könnte in einigen Jahren mit der Kleidung verschmelzen. Google und Levis zum Beispiel haben gerade ein Garn mit einer integrierten Metalllegierung entwickelt, damit den Stoff leitfähig gemacht und die Grundlage für eine Jacke gelegt, die mit dem Smartphone interagiert. Über Wischgesten am Ärmel nimmt der Benutzer einen Anruf entgegen. Und er steuert das Navigationssystem und die Musik. In zehn Jahren gibt es vielleicht gar keine Smartphones mehr, da alle Komponenten – von Mikrofon, über Festplatte bis hin zum Akku – in die Kleidung integriert sind, so die Meinung einiger Visionäre aus der Textilindustrie.
Smartphones sollen im Supermarkt sogar die Genießbarkeit von Lebensmitteln beurteilen. Wie diese Innovation funktioniert, zeigt C2Sense. Die Forscher des Start-ups haben eine Lebensmittelverpackung entwickelt, die über Nanoröhrchen das Gas Ethen erkennt, welches einen Hinweis auf den Reifegrad des eingeschweißten Lebensmittels gibt. Der Ethen-Anteil lässt sich dann über das Smartphone auslesen.
Das Smartphone mit einem Augenscanner entsperren
Beim Entsperren des Bildschirms die PIN eingeben? Schnee von gestern. Sind einige Hersteller schon auf die Prüfung des Fingerabdrucks übergegangen (z.B. iPhone 5S), wird das Entsperren in Zukunft wahrscheinlich bei immer mehr Herstellern über einen Augenscanner möglich sein. Hier kommt der Weißbereich des Auges ins Spiel. Es zeigt ein Muster der Blutgefäße, das von Mensch zu Mensch so unterschiedlich ist wie der Fingerabdruck, sodass eine zuverlässige und sichere Identifikation möglich ist.
Zu den Anwendern dieser sogenannten Eyeprint-ID zählt ZTE. Der Hersteller hat die Technik in das Modell Grand S3 integriert. Andere Technologieunternehmen entwickeln derweil sogenannte Eyetracker, die das Auge des Smartphonebesitzers verfolgen, sodass er zum Beispiel über Augenbewegungen Anrufe annimmt, eine Figur durch ein Spiel steuert oder die Kamera auslöst. Egal, welche Entwicklungen die Zukunft für Smartphones bringt: Es wird spannend!